Hannes schreibt:
Frank macht Beweisfotos
Ungewöhnlicher Mörder
Erzählt wird dessen Geschichte einmal mehr aus der männlichen Perspektive: Frank Carveth (Art Hindle) kümmert sich während des langfristigen Aufenthalts seiner Frau Nola (Samantha Eggar) in der psychiatrischen Klinik Dr. Hal Raglans (Oliver Reed) allein um die gemeinsame Tochter Candice (Cindy Hinds). Raglans Methoden sind umstritten: Bei den einen gilt er als Genie, anderswo als Scharlatan. Hauptsächlich arbeitet er mit psychologisch intensiven rollenspielerischen Sitzungen, in denen er seine Patientinnen und Patienten extremen Druck, aber auch liebende Nähe spüren lässt. Während der Therapie gelten strenge Regeln. So darf Frank keinen Kontakt mit seiner Frau haben, für Candice sind dagegen wöchentliche Besuche vorgesehen.
Candice tun die mörderischen Zwerge seltsamerweise nichts
Raglan weiß genau, was vorgeht – was nicht bedeutet, dass er es unter Kontrolle hat
Das alles hängt natürlich zusammen, und zwar insofern, dass Raglan anscheinend einen Weg gefunden hat, seine Patienten dazu zu bringen, ihrem Hass und ihren Ängsten physische Ventile zu geben. Was sich bei den anderen Patienten als Krebsgeschwür oder in eitrigen Pocken äußerte, projiziert sich bei Nola in Form einer mittlerweile großen Gruppe mit ihr mental verbundener mörderischer Kinder – ihrer „Brut“, die, ohne dass es ihr überhaupt explizit bewusst ist, ihre Rachegelüste auslebt.
Dies findet logischerweise vor dem Hintergrund dem in den 70er Jahren blühenden „wissenschaftlichen“ Bereich der Parapsychologie statt, was für oberflächliche Spannung sorgt, ergibt aber auch auf symbolischer Ebene durchaus einigen Sinn. Frank und Nola sind zwar beide bereit, um ihre Liebe und ihre Partnerschaft zu kämpfen, aber was da eben in letzterer (im wahrsten Sinne des Wortes) brütet und ausbricht, ekelt ersteren – so sehr er sich bemüht – an. Für Nola ist dieses Ventil dagegen mittlerweile selbstverständlich geworden; sie versorgt die Kinder als ihre eigenen (die sie ja auch in gewisser Weise sind). In Nola schlummerte bereits seit ihrer Kindheit etwas, das nun unwiderbringlich ausbricht. Dass es physische Präsenz annimmt, platziert Die Brut ins Horror- und Monstergenre, aber dahinter steckt mehr.
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