Hannes schreibt:
Komponist George Harvey Bone (Laird Cregar) kommt mit seiner Symphonie nicht voran. Viel Zeit geht ihm in Phasen verloren, an die er einfach keine Erinnerung hat. Blut an seiner Kleidung lässt ihn Schlimmes befürchten, da gerade ein brutaler Serienmörder gesucht wird. Dr. Allan Middleton (George Sanders) von Scotland Yard beruhigt ihn jedoch: Es gebe keine Hinweise darauf, dass er verantwortlich sei. Der Arzt führt die Gedächtnislücken auf Überarbeitung zurück und empfiehlt Entspannung.Daraufhin lässt Netta ihn jedoch fallen, da er für sie seinen Nutzen erbracht hat. Sie ist nun mit Carstairs verlobt, den sie für ihren nächsten Karriereschritt für entscheidender hält. Als George das erkennt, erwürgt er Netta im Affekt und nutzt die Guy-Fawkes-Nacht, um die Leiche auf einem der Scheiterhaufen loszuwerden. Die Polizei verdächtigt ihn zwar aufgrund des verbrieften Streits, jedoch verhält sich George zweifellos wie ein Unschuldiger – schließlich kann er sich selbst nicht mehr an den Abend erinnern.
Außer der grundlegenden Thematik ist von dem gleichnamigen Roman nichts übrig geblieben: Die Handlung ist in die Vergangenheit gelegt, die Identitäten der Hauptpersonen geändert und der Titel passt eigentlich auch überhaupt nicht mehr, da Alkoholismus überhaupt nicht mehr relevant für den Handlungsfortgang ist. Doch Werktreue ist nun mal nicht das sklavische Festhalten an allen Details, sondern vielmehr Motivtreue – und zumindest was eben das zentralste Motiv des Romans angeht, kann der Film punkten.
Hangover Square hebt sich jedoch noch durch das Element der Amnesie hervor. Dies hätte man thematisch jedoch schon durch eine winzige Änderung der Handlung viel besser einbetten können: Hätte George den Polizeiarzt nicht nur niedergeschlagen und eingesperrt, sondern umgebracht, dann wäre dies sein erster Mord bei vollem Bewusstsein gewesen. Anders als zuvor hätte er also selbst tatsächlich berechnend und egoistisch gehandelt. Das wäre eine neue Qualität der Schuld gewesen, die einem ohnehin schon (positiv) melodramatisch überspitzten Ende die Krone aufgesetzt hätte. Wobei man andererseits eingestehen muss, dass vor dem Ende das Geschehen zwar gut, aber nicht sehr gut ist.
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