Hannes schreibt:
Man hätte meinen sollen, dass der zwar ganz amüsante, aber insgesamt nicht überzeugende Vorgängerfilm keiner Fortsetzung bedurft hätte. Doch wenn Produktionsentscheidungen von persönlichem Enthusiasmus an Stelle von angeblichen Marktforschungserkenntnissen getroffen werden, dann passieren manchmal die komischsten Dinge. Und das Schönste daran ist, dass dadurch dann eben auch mal unerwartete Produktionen entstehen. Nicht nur unerwartet bezüglich ihrer Existenz an sich, sondern auch qualitative Abweichungen von der Massenproduktionsnorm sind drin. So geschehen bei Dorkness Rising.Seltener Anblick: eine Frau im Rollenspielladen
Während Daphne noch den Bauern befragen will, wissen Luster und Flynn bereits, wie es weitergeht
Diese Verstärkung war notwendig geworden, da die Gruppe bereits zweimal an Lodges neuestem Abenteuer gescheitert ist. Das letzte Mal war man bis zum Oberbösewicht Mort Kemnon (Geoff Gibbs) vorgedrungen, war dort aber abgeschlachtet worden. Das geht jedoch gegen Cass' Spielerehre: Er will seinen Ruf wahren, jedes Abenteuer gewinnen zu können.
Durch das Ableben ihrer alten Charaktere haben alle Teilnehmer der Spielrunde neue Figuren ausgewürfelt. Joanna spielt „Daphne“, eine Kämpferin – die entgegen des Protests ihrer Mitspieler weder eine Bikinirüstung trägt, noch ein Breitschwert („Broadsword“) benutzt. Cass möchte sein Alter Ego als fernöstlichen Kampfmönch auslegen, zum Entsetzen Lodges, der seine Geschichte in einer mittelalterlichen westlichen Welt sieht. Man einigt sich auf „Brother Silence“, einen westlichen Mönch, der immerhin einige kämpferische Fähigkeiten hat. Leo will statt seines üblichen Kämpfers mal etwas Neues ausprobieren und spielt den Barden „Flynn“. Gary setzt dem Ganzen die Krone auf und übernimmt die Rolle der Magierin „Luster“, die seiner Mathematiklehrerin (Jennifer Page) nachempfunden ist. Als weitere Verstärkung stellt Lodge der Gruppe noch den von ihm selbst gespielten Paladin „Sir Osric“ zur Seite, was die drei Veteranen jedoch als Bevormundung empfinden („Babysitter“).
Würfelpech
Wie bereits im Vorgängerfilm übernehmen die Darsteller sowohl die Rollen der Spieler, als auch der Charaktere. Eine Ausnahme stellt Gary/Luster dar: Als Magierin ist Doyle nur dann zu sehen, wenn er mal wieder vorübergehend vergisst, dass er ja eine Frau spielt. In einer Szene übernimmt dann logischerweise noch Rice die Rolle von „Brother Silence“: Aufgrund unglaublichen Würfelpechs muss Cass die Kontrolle seines Charakters zeitweise an den Spielleiter abgeben. Dies war bereits vorher eine der besten Ideen der Gamers. In diesem zweiten Teil ist es jedoch noch viel effektiver umgesetzt, indem die Grenzen zwischen den Spielern und Gespielten noch weiter verschwimmen. Mit Osric ist beispielsweise ja auch der Spielleiter dabei, der in manchen Situationen plötzlich aus der Rolle des Paladins fällt, um den Mitstreitern Nachhilfe in Regeln oder Hinweise zu geben.
Bösewicht Mort Kemnon hat bereits eine komplette Abenteurergruppe auf dem Gewissen
Zum Glück gibt es diesmal einen besonderen Verbündeten
Technik und Ausstattung sind ebenfalls lobenswert. Die Kostüme sind gut, die Kulissen mit einigem Aufwand gestaltet. Einmal muss das Innere einer Turnhalle als Tempel herhalten, doch auch dort ist immerhin Bemühen erkennbar. Ein paar Lichteffekte aus dem Computer sowie klassische Filmtechnik (Zeitraffer) tauchen an passenden Stellen auf, werden aber nicht überstrapaziert.
Was soll man also sagen? Es gibt wirklich überhaupt nichts zu Meckern! Genau so sollte ein Spielfilm ohne Budget aussehen! Geschrieben mit einem Anfang, einem Ende und einem Spannungsbogen, der aus einer nachvollziehbaren Problematik resultiert. Amüsant, ohne sich völlig in Insiderscherzen zu verlieren. Gespielt nicht nur mit dem Herzblut von Fans, sondern auch mit Kompetenz. Gefilmt, so dass es offensichtlich wird, dass nicht jeder „erster Take“ direkt genommen wurde. Und schließlich geschnitten und produziert mit einem Gefühl für Timing, Komik und Dramatik. Das ist ein hoher Standard, an denen sich selbst die meisten viel professionelleren Produktionen die Zähne ausbeißen!
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