Hannes schreibt:
Die geklonte Crew
Das außerirdische Raumschiff
Das Empfangskomitee
Auf dem außerirdischen Raumschiff befinden sich neben hochentwickelten Robotern eine junge Dame namens Thora (Essy Persson) und ein älterer Herr namens Crest (John Karlsen). Erstere gibt sich erstmal arrogant (schließlich befinden sich die Erdlinge auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe), doch dem äußerst männlichen Charme Rhodans kann sie natürlich auf Dauer nichts entgegensetzen. Und so weit ist es mit der tollen Technologie dann auch nicht her: Crest hat Blutkrebs und liegt im Sterben. Zum Glück wissen Rhodan & seine Crew von einem irdischen Arzt (Stefano Sibaldi), der gerade ein Mittel gegen diese Krankheit entwickelt hat (!).
Jener Arzt weilt gerade in Afrika. Dort geht es also mit einem kleinen außerirdischen Shuttle hin (unbegründet jedoch ohne Wissen der „Westregierung“ – dort gilt die Rhodan-Expedition als verschollen). Doch neben dem („witzig“ inkompetenten) Militär der „Afrikanischen Föderation“ kommt ihnen dort der James-Bond-Bösewicht Arkin (Pinkas Braun) in die Quere, der mittels der außerirdischen Technologie die Weltherrschaft erlangen möchte…
Die deutsch-italienische Perry-Rhodan-Verfilmung gilt unter Fans als schreckliche Verfehlung. In der sonst mehr als detaillierten Perrypedia wird der Film nicht mal erwähnt – garantiert eine bewusste Entscheidung. Diejenigen Quellen, die die Existenz des Filmes immerhin anerkennen, nennen üblicherweise zwei große Kritikpunkte: Die billige Machart und die eklatante inhaltliche Abweichung vom Quellmaterial.
Auf der Erde ist man verblüfft
Krankenschwester gegen Roboter!
Das günstige Budget ist jedoch wahrscheinlich auch Auslöser für die etwas seltsame Handlung: Da für technische Tricks und beeindruckende Kulissen kein Geld vorhanden war, musste möglichst viel auf der Erde spielen. Besonders begehrt, da unaufwändig: die Wüste. Also hat der Film keinen intergalaktischen Krieg zum Inhalt, sondern unspektakuläres Hin und Her mit diesem Gangsterboss.
Das Problem ist dabei gar nicht so sehr die „Abweichung“ selbst, sondern eben das Unspektakuläre: In dieser neuerfundenen Geschichte passiert herzlich wenig – sobald es eigentlich interessant werden würde, da die initiale Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen nun erfolgreich verlaufen ist, ist der Film einfach vorbei. Weder die blasse Geschichte, noch die völlig auswechselbaren Charaktere (die nicht nur alle gleich aussehen, sondern auch keine eindeutig unterscheidbaren Persönlichkeiten aufweisen) lassen den Zuschauer ernsthaft mitfiebern. Dazu kommt der insgesamt eher unentschlossene Tonfall – noch ein Hinfallwitz oder doch ernst?
Stellenweise für Unterhaltung sorgen dafür jedoch neben den unbeholfenen Trickeffekten (neben den bereits genannten Dingen sind die völlig steifen „Roboter“ sehenswert) das zeittypische Gesellschafts- und Wertebild: Bei SOS im Weltraum waren anscheinend hochreaktionäre Köpfe am Werk! So wird in aller Ernsthaftigkeit nicht nur von Bösewichten und Unsympathlingen verkündet, Frauen hätten bei Weltraummissionen aufgrund fehlender analytischer, technischer und autoritärer Fähigkeiten nichts verloren – und am Ende muss natürlich auch die anfangs noch so („ungerechtfertigt“) arrogante Außerirdische einsehen, dass die Machofraktion wirklich toll ist. Von den permanenten sexistischen Sprüchen auf Kosten eben Thoras sowie dem zwischendurch vorkommenden medizinischen Personals (Ann Smyrner, Lisa Halvorsen), dreisterweise völlig unabhängig davon, ob die Betroffenen anwesend sind oder nicht, mal ganz zu schweigen.
So ist SOS im Weltraum zwar sicherlich kein Meilenstein des Science-Fiction-Kinos, jedoch immerhin ein Zeitdokument – sowohl bezüglich gesellschaftlicher Entwicklung (oder dem Mangel dessen), als auch genre- und filmtechnisch allgemein. Die Filmhistorie besteht eben auch aus mehr, als 2001 und Krieg der Sterne. Das zu ignorieren, wäre mehr als unseriös und auch dumm.
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